Ich kann mich nur noch verschwommen daran erinnern und versuche mir die ganze Zeit diesen Moment nochmal in Erinnerung zu rufen, dieses Gefühl zu spüren.
Aber es ist, als wäre eine Glasscheibe dazwischen - Glas, was ganz milchig ist.
So wie es manchmal bei Schränken gibt. Man sieht verschwommen den Inhalt des Schrankes und doch nicht wirklich, was drin ist. Genau so geht es mir auch.
Ach man was hab ich nur geträumt? Es war was schönes - soviel steht fest. Ich bin kurz aufgewacht und dachte, dass könntest du aufschreiben. Das wäre ein schöner Eintrag.
Ich formte mir schon die Wörter, die Sätze. Alles hat gepasst und schön geklungen.
Und jetzt?
Ich weiß noch, dass es um die Bedeutung des Wortes ging. Ja, ich wollte schreiben, dass wir alle dieselbe Macht haben und, dass die Macht nicht vom Status, Geld, Geschlecht oder Religion etc. abhängt.
Nein, die größte Macht hat das gesprochene Wort.
Schon wenige Wörter können einen Menschen zerstören oder auch helfen.
Gerade fiel mir auch noch dazu dieses Gedicht ein:
Sind kleine Waffen,
manchmal auswachsend zu Geschossen
die verletzen und treffen,
nicht sichtbar, kaum hörbar,
aber zu fühlen.
Aber auch mitunter
mit heilender,
schmeichelnder Wirkung,
sanft und mit Bedacht gewählt,
nicht um zu treffen,
sondern zu helfen.
Wiegen oft schwer,
verfehlen ihre Wirkung nur selten,
sind deshalb nicht zu unterschätzen.
Worte sind eine kleine Macht
mit großer Wirkung.
Ich weiß noch, woher ich es habe, als wäre es erst gestern gewesen...
Wir mussten in der 12. Klasse ein selbstgewähltes Gedicht vortragen. Eigentlich sollten wir zur nächsten Stunde eins ausgewählt haben, damit sich die Lehrerin schon einmal den Autor und Titel notieren konnte. Doch ich vergaß diese Hausaufgabe.
Im letzten Moment schnappte ich mir das Buch meiner Nachbarin. Den Titel weiß ich nicht mehr, doch es war eine Gedichtesammlung moderner neuer Autoren.
Ich schlug eine Seite auf - ganz spontan.
Seite 28.
Und da war es, schon der Titel faszinierte mich irgendwie: Worte -so ein einfaches Wort für ein Gedicht? Ich las das Gedicht. Zeile für Zeile. Wort für Wort. Und es brannte sich in meinen Kopf- ich sollte es nie vergessen, da es allgegenwärtig ist, da es wahr ist.
Und nun habe ich es wiedergefunden, besser gesagt, Mama hat es gefunden. Ich rief sie an. Ich wusste noch ganz genau, wo ich es in meinen alten Heftern notiert habe und ich konnte sie genau leiten. In kurzer Zeit hatte sie es und konnte es mir durchs Telefon diktieren.
Es war doch die ganze Zeit da und doch irgendwie verschwommen, da ich mich nicht genau an jedes einzelne Wort erinnern konnte, nur an einzelne Wortgruppen. Doch das Gefühl war sofort wieder da. Und es ist so verdammt wahr.
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